Paul Watzlawick hat Regeln der Kommunikation aufgestellt, die das Verhalten beeinflussen. Eine dieser Regeln lautet: "Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, derart, dass letzterer den ersten bestimmt und daher eine Metakommunikation ist."
Watzlawick, Paul & Beavin, J. H. & Jackson, D. D. (1974). Menschliche Kommunikation, Formen, Störungen, Paradoxien. Bern: Verlag Hans Huber. Seite 56.
Tinnerman und Kolodziej weisen bei ihrer Studie "A Synergistic Collaborative Learning Model" darauf hin, wie stark der Zuwachs an Synergien durch die Venetzung im Internet sein kann. Sie fragen sich, warum trotz rascher Expansion der Synergiepotenzialen immer noch die monodirektionale Methode, beispielsweise der Vortrag, so sehr im Vordergrund steht.
Ich möchte damit nicht den Vortrag ansich abwerten, denn ich persönlich besuche sehr gerne gut geführte Vorträge. Den Vortrag sehe ich wie auch andere Medien als Teil und eben nicht als Hauptteil eines Lernprozesses.
Tinnerman und Kolodziej führen ihre Studie im speziellen auf Synergien im Klassenzimmer. Bei meinen persönlichen Erfahrungen sehe ich eine Parallele zwischen der Kommunikation im Klassenzimmer und der dazu geführen Kommunikation zwischen den Lehrpersonen, beziehungsweise der Kommunikation im Lehrerzimmer. Es wäre also eine Studie wert herauszufinden, ob meine These stimmt: "Wenn Lehrpersonen mit ihren Schüler(innen) neue Kommunikationsmedien nutzen, umso wahrscheinlicher ist es, dass sie diese Medien auch mit anderen Arbeitskollegen/kolleginnen verwenden."
In diesem Weblog möchte ich mich also der Frage stellen, wie Kommunikation in Schulen funktionieren kann, insbesondere mit Verwendung neuer Kommunikationsmedien. Dies ganz im Sinne von Célestin Freinet. Er hat die technischen Entwicklungen immer unter dem Aspekt betrachtet, sie für den Unterricht nutzbar zu machen.
Laner, Christian: Lernen im virtuellen Raum. In: Eichelberger, Harald (Hrsg.): Freinet-Pädagogik und die moderne Schule. Studienverlag, Innsbruck 2003. Seite 135.
Mehr Technik in Schulen bedeutet nicht immer auch ein besseres Lernumfeld - oder doch? Da verweise ich gerne auf den Skeptiker, Clifford Stoll, der in seinem Buch LogOut. Warum Computer nichts im Klassenzimmer zu suchen haben und andere High-Tech-Ketzereien als Internet-Guru dazu Stellung nimmt:
Meine Skepsis entsteht aus meiner Liebe zum Computer, aus dem Wunsch, unsere technologische Welt menschengerechter zu machen anstatt die Menschen maschinengerechter.
Stoll, Clifford (2001). LogOut. Warum Computer nichts im Klassenzimmer zu suchen haben und andere High-Tech-Ketzereien. 2. Auflage, Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag. Seite 11.
Danke an alle, die für uns die Technik menschengerechter machen!
Mir gefällt aber auch die Ansicht von Freinet, denn die Technik entwickelt sich weiter und ich sehe eine meiner Aufgaben als Pädagoge darin, die vorhandene Umwelt den Kindern und Jugendlichen näher zu bringen. Dazu nutze ich alles Vorhandene bestmöglich für den Unterricht. Ich bin eigentlich ganz froh darüber, dass vor etlichen Jahren sich einige Menschen von der Tontafel lösen konnten und angefangen haben auf Papier zu schreiben
Célestin Freinet hat die technischen Entwicklungen immer unter dem Aspekt betrachtet, sie für den Unterricht nutzbar zu machen.
Laner, Christian (2003). Lernen im virtuellen Raum. In: Eichelberger, Harald (Hrsg.): Freinet-Pädagogik und die moderne Schule. Innsbruck: Studienverlag. Seite 135.
In diesem Sinne möchte ich mich verstanden wissen, wenn es darum geht, ob und wie ich Computer, Internet und die technischen Entwicklungen, die noch auf mich zukommen, nutzen werde.
Pädagogen ist schon seit jeher bekannt, dass der Menschen ein soziales Wesen ist. So behaupten Albert Bandura und Lev Vygotsky, dass es sich beim Lernen um einen sozialen Prozess handelt.
Bandura, Albert (1977). Social learning theory. Englewood Cliffs, NJ: Prentice Hall.
Wenn nun Albert Bandura bereits 1976 feststellte, dass Kinder und Jugendliche meist durch erleben und beobachten lernen, dann kann ich daraus schließen, dass die Schüler(innen) uns auch unsere eigene Arbeitsweise abschauen. Demnach ist die Veränderung der Lehrerrolle, vom Einzelkämpfer zum Teamplayer, für mich der Schlüssel dazu, ob und wie unsere Schüler(innen) zusammenarbeiten, beziehungsweise wie sie miteinander kommunizieren.
Bandura, Albert (1976). Lernen am Modell. In Joachim Bauer (2007). Lob der Schule. Hamburg: Hoffmann und Campe Verlag. Seite 24.
Die neue Lehrerrolle ist bereits in fast jedem Artikel über Lernen mit neuen Medien beschrieben. Sie wird im Groben als Coach beschrieben, der Schüler(innen) bei ihrem Lernprozess begleitet. Dabei fällt mir auf, dass vielfach nur aufgrund neuer Medien die neue Lehrerrolle begründet wird. Wer glaubt, dass diese Diskussion möglicherweise durch das Aufkommen neuer Medien entstanden ist, dem möchte ich Célestin Freinet in Erinnerung rufen, der bereits Anfang des letzten Jahrhunderts einige Prinzipien für seinen Unterricht aufgestellt hat, die heute im Zusammenhang mit der neuen Lehrerrolle immer wieder zutreffen. Ich denke dabei besonders an den Bildungserwerb durch Selbsttätigkeit und an die Zusammenarbeit der Schüler untereinander.
Eichelberger, Harald & Filice, Eva: Freinet-Pädagogik – ein Konzept für jede Schule. In: Eichelberger, Harald (Hrsg.): Freinet-Pädagogik und die moderne Schule. Studienverlag, Innsbruck 2003. Seite 18.
Weiters habe ich über die neue Lehrerrolle einen interessanten Filmbeitrag auf youtube.com gefunden:
Florian Borns von SicherDeinWeb mit Karlheinz Pape, Berater für Corporate Learning, im Interview: Neue Lernkulturen, neue Lehrerrolle: Educamp Bielefeld 2011 (http://www.youtube.com/watch?v=2XJPUi8fHlg)